Kreuzdach – Aufbau, Neigung und Konstruktion
Die meisten Menschen, die es zum ersten Mal sehen, werden vermutlich nicht erkennen, um was es sich bei diesem Dach eigentlich handelt. Das Kreuzdach erinnert aus optischer Sicht sehr stark an die mit einem Satteldach bekannte Dachform. Tatsächlich ist das Kreuzdach, aus optischer Sicht, sehr ähnlich mit dem Satteldach. Welche Eigenheiten dieses Dach hat, welche Vorzüge es bietet und welche Schwächen es mitbringt, erklären wir im folgenden Artikel.
Die Entstehung dieser Dachform ist so simpel, wie es die augenscheinliche Form vermuten lässt. Wenn ein Gebäude mit einer Hauptrichtung mit zwei zueinander lotrechten Hauptrichtungen überdacht werden, dupliziert man das Satteldach im rechten Winkel.
Auf diese Weise entsteht ein Dach mit zwei Richtungen und zwei gleichwertigen Dächer, wodurch insgesamt vier gleichwertige Firsten entstehen. Die Gleichwertigkeit darf aber nicht verwechselt werden, dass die Dächer exakt identisch sind. Die Dächer können sich durchaus durch ihre Breite, Höhe und Traufhöhe unterscheiden.
Auch Varianten mit einer unterschiedlichen Dachneigung sind bekannt. Das Kreuzdach charakterisiert sich aber durch dieselbe Firsthöhe bei durcheinander gesteckten Satteldächer.
Ähnlichkeiten zu anderen Dachformen
Aus optischer Sicht kann diese Dachform stark an anderen Formen bzw. Ergänzungen des Satteldaches erinnern:
- Dachloggien mit Satteldach
- Quer- oder Zwerchgiebel
- Satteldachgauben
Abhängig vom Betrachtungswinkel müssen diese nicht einmal an beiden Seiten angeordnet sein, sondern es reicht ein solches Element, um standortabhängig den Eindruck des Kreuzdaches erweckt wird.
Die Abgrenzung zu anderen Dachformen
Obwohl die Übergänge zwischen dem beidseitig angeordneten Zwerchgiebeln nicht genau definiert sind, lässt sich der Zwerchgiebel gut an der gleichen Höhe beider Firste in Kombination mit einer Durchgängigkeit beider Fiste erkennen. Dennoch fehlt diesem Dach das gegenüberliegenden Pendant, was ihn zu einem wahren Kreuzdach macht.
Die Konstruktion
Das Kreuzdach kann man aus Satteldach als Sparrendach mit sich wechselseitig stützenden Sparren ausbilden oder auch als Pfettendach mit tragenden Schwellen, Mittelpfetten sowie First erreicht werden.
Im Bereich des Kreuzdaches stoßen die Dachflächen mit ihrer Konstruktion im 90°-Winkel aufeinander, sodass eine gegenseitige Stützwirkung gewährleistet werden kann. Konkret bedeutet das, dass bei dem Aufbau als Sparrendach immer mit weiteren Rahmen bzw. Stützen ertüchtigt werden muss. Das Pfettendach bringt mit seinen zusätzlichen Trageelementen eine klar definierte Konstruktion mit sich.
Das Kreuzdach kann durch seine konstruktiven Details besonders überzeugen. Durch die gleichberechtigten Verschneidungen von zwei Satteldächern oder schlussendlich acht einzelnen Flächen, treten Anbindungs- und Übergangsdetail auf.
Konstruktive Details des Kreuzdaches
Kehle: Sowohl im Tragwerk, aber auch bei auszubildende Schnittlinie zwischen den Dachflächen.
Schnittlinien Dachflächen: sind hinsichtlich Tragwerk, Dacheindeckung, Schneefanggitter und so weiter zu lösen.
Firste: sind vier in einem Punkt aufeinandertreffende Firste.
Pfetten: statische Schnittpunkte der Pfetten der Dachflächen.
Entwässerung: acht, jeweils mit Gefälle auszubildende Dachrinnen, welche sich paarweise treffen, für einen guten Regenablauf.
Herausforderung im Bereich der Statik
Die größte Herausforderung dieser Dachform ist die Tatsache, dass dieses Dach in seiner Reinform kein tragendes Bauteil von First zu einen anderen First durchlaufend ausgeprägt hat. Bei diesem Dach ist im Kreuzungsbereich ein Richtungswechsel vorzunehmen, welcher statisch auszuprägen und lastabtragend zu stützen ist.
In der Realität führt das in den meisten Fällen dazu, dass bei diesem Dach in der Vierung unter den Firsten eine stützende Rahmenkonstruktion bildet, die die Lasten der Pfetten-Enden und des Firstschnittpunkts auffängt. Deutlich zu erkennen ist das in den meisten Fällen durch die vier Stützen, welche unter den Schnittpunkten der Mittelpfetten liegen.
Wie hoch sind die Kosten für ein Kreuzdach?
Wer über die Verwendung eines Kreuzdaches nachdenkt, stellt sich irgendwann die Frage nach den anfallenden Kosten. Zwar ist eine verbindliche Angabe aller Kosten, abseits eines konkreten Objektes nicht möglich ist, lassen sich nur Bereiche benennen und Punkte anführen, die eine Kostensteigerung verursachen oder sich kostensenkend auswirken.
Kostensteigernde Aspekte
- Hoher Aufwand
- Sehr hohe Anzahl an komplizierten Details, die es zu lösen gilt
- Hoher Hüllflächenanteil in Verhältnis zu Volumen und Grundfläche
Kostensenkende Aspekte
- Einfache Alternative über versetzte Firste
- Optimale Ausnutzung von Winkelbauten bzw. schwierig bebaubaren Grundstücken möglich
- Hoher Widerholungsgrad von konstruktiven Details dank vierfache Wiederholung des vergleichbaren Daches bzw. Dachteils
Das Kreuzdach stellt eine recht teure Dachform dar. Diese Form ist dann von Vorteil, wenn auf diese Weise eine Gebäudeform ermöglicht wird, durch welches sich ein Grundstück besser ausnutzen lässt.
Vorteile
- Ermöglicht sehr dichte Bebauung komplizierter Grundstücke
- Bei Vereinfachung durch versetzte Firste gut verwendbarer Dachraum
- Harmonische Optik durch gleichberechtigte Elemente und Giebel
Nachteile
- Konstruktiv besonders aufwändig
- Nur bei Grundstücken mit rechtwinkliger Anordnung möglich
- Hohe Kosten, die nur über Vorteile in der Gestaltung des Gebäudes aufgefangen werden
- Hohe Schadensanfälligkeit durch ein hohes Maß an Detailpunkten