Das Reetdach – Konstruktion, Bauweise, Funktion
Reetdach-Häuser sind vor allem im Norden des Landes zu finden und strahlen eine gewisse Behaglichkeit und Gemütlichkeit aus. Reetdachhäuser blicken bereits auf eine jahrhundertealte Geschichte zurück. Doch in welcher Bauweise sie entstehen und aus welchem Material sie gefertigt werden ist vielen unbekannt.
Die Geschichte des Reetdachs
Wohingegen die Jäger und Sammler in ihren Höhlen hauptsächlich eine kurzfristige Lösung zur Überdachung suchten, da sie ihren Aufenthaltsort je nach Nahrungsangebot bestimmten, suchten die späteren Landwirte und Viehzüchter nach einer langlebigen Lösung. Also nach einer effektiven Art und Weise, sich ein Dach über dem Kopf zu errichten.
Und so ist letztendlich das Reetdach entstanden: Das erste Dach, welches von Menschen gefertigt wurde. Die ersten Häuser dieser Art wurden in Schleswig-Holstein und im Süden von Dänemark errichtet. Zu Beginn wurden die Dächer wirklich komplett aus Holz und Reet gefertigt, erst mit der Zeit kamen dann metallische Gegenstände wie Nägel zum Einsatz.
Das Material
Sie entschieden sich für den Naturbaustoff Reet, der als Wasserpflanze sehr robuste Eigenschaften aufweist. Das war nicht nur aus Gründen der Langlebigkeit eine gute Entscheidung, sondern auch aufgrund der Eigenschaften des Rohstoffs an sich. Reet ist nachwachsend und natürlich und somit ein waschechtes Ökoprodukt – es wird nicht chemisch behandelt, sondern einfach nur getrocknet bevor es verarbeitet wird.
Der hohe Anteil an Silizium sorgt dafür, dass das Reet besonders elastisch und wasserresistent ist. Das trockene Schilfrohr wird dann für das Eindecken des Daches verwendet und sorgt für die bekannte Optik des Reetdachhauses. Die richtige Ernte ist entscheidend für die Langlebigkeit des Daches, da tief geschnittene Rohre einen besseren Widerstand gegen Feuchtigkeit aufweisen als hochgeschnittene Rohre. Dies ist besonders für die Außenschichten des Dachs von Bedeutung.
Die Bauweise
Zur Verarbeitung wird Reet in Bündeln zusammengefasst und auf dem Dach verteilt. Es sollte eine einheitliche Fläche bilden, damit das Dach im späteren Verlauf auch wirklich glatt ist. Wichtig ist hier vor allem auch, dass beim Verlegen ein Winkel von 45 Grad nicht unterschritten wird. Sonst droht die Gefahr, dass Niederschlag sowie Blattwerk von Bäumen nicht richtig abrutschen kann.
Wenn man sich für ein Reetdach entscheidet, entscheidet man sich im besten Falle für eine Kaltdachkonstruktion. Das bedeutet, dass das Dachgeschoss nicht ausgebaut wird und zwischen der Dachabdichtung und der Wärmedämmung eine Luftschicht verbleibt. Diese sorgt für eine bessere Belüftung des Daches und somit auch für eine schnellere Trocknung, sollte einmal Regen in die äußere Dachschicht gelangen.
Für ein Kaltdach gibt es verschiedene Bauweisen und Verfahren mit dem Rohstoff Reet – es kann geschraubt, gebunden oder genäht werden.
Vorteile eines Reetdachs
Neben den bereits genannten Punkten bietet die Eindeckung eines Dachs mit Reet noch weitere Vorteile. Der wichtigste Punkt ist natürlich die Eigenschaft des Rohstoffs als solches, welches ihn perfekt für die Dachkonstruktion eignet. Des Weiteren spielen aber auch einige klimatische Gründe eine große Rolle, sodass sich das Reet nicht nur positiv auf die Umweltbilanz ausübt, sondern auch auf das Raumklima im Haus an sich.
Hier noch einmal die wichtigsten Vorteile zusammengefasst:
- Fester und dennoch elastischer Rohstoff, der eine wasserresistente Oberfläche gewährleistet
- ökologisch und ohne chemische Verfahren gewonnen und verarbeitet
- Hohlräume innerhalb der Schilfrohre sorgen für einen langsamen Temperaturausgleich und somit für besondere Isolierung; sowohl Kälte als auch Wärme werden nicht direkt auf das Haus übertragen
- Wärme und Kälte können durch die Luftzwischenräume gut zirkulieren und sorgen für ein angenehmes Raumklima im Haus
- Auch Schallwellen werden durch die Reetdachkonstruktion schneller gebrochen, sodass Reet als natürliches Dämmmittel wirkt
- Nicht zuletzt natürlich die einzigartige Optik des Daches