Reet als Dacheindeckung

Als „Reet“ wird das in sumpfigen Gebieten wachsende Schilfrohr bezeichnet. Besonders in Gebieten an der Nord- und Ostsee kommt die Reetdachdeckung häufig vor. Durch Urlaubsbilder und Fernsehaufnahmen gelangten die bräunlichen Reetdächer dort deutschlandweit Bekanntheit.

Das Handwerk der Reetdachdeckerei gilt als eine der ältesten Handwerktechniken Deutschlands und wurde 2014 von der UNESCO als Kulturerbe in Mecklenburg-Vorpommern bestätigt. Auch in England und Dänemark sind Reetdächer verbreitet.

Ein natürlicher Rohstoff

Es verleiht dem Haus einen Natur verbundenen Look. Das ist auf jeden Fal der große Vorteil gegenüber Dachziegel. Naturverbundenheit des Hauseigentümers wird nach außen kommuniziert. Ein größerer Wohnkomfort ist die Folge. Man fühlt sich einfacher „wohler“ im eigenen Haus. Es signalisiert nach außen hin Gemütlichkeit.

Das Gebäude integriet sich so optisch viel besser in die Umwelt. Es herrscht nach wie vor eine große Nachfrage nach Reetdächern. 30 Prozent des in Deutschlands verarbeiteten Reets stammt aus dem eigenen Land, der Rest wird aus Süd- und Osteuropa und Asien bezogen. Ein Reetdach garantiert auch gesunde Atemluft. Andere Baumaterialien weisen chemische Zusätze auf. Das kann sich (langfristig) gefährlich auf die Gesundheit der Bewohner auswirken.

Eigenschaften

Aufgrund der geringen Rohdichte von Schilf hat das Reetdach eine große Isolationswirkung. Im Sommer schützt das Reetdach zuverlässig vor zu hoher Wärmeeinwirkung von außen und im Winter hält das Reet das Zuhause schön warm. Ein Reetdach erhält übrigens vom Fachmann die Garantie mitgeliefert Schnee- und Regensicher zu sein.

Ein Reetdach ist atmungsaktiv: In einem Haus wird durchs Kochen zum Beispiel viel Wasserdampf produziert. Der kann bei einem Reetdach optimal entweichen. So entsteht keine Schimmelbildung wie es bei anderen Dach-Materialien schon einmal vorkommen kann.

Verarbeitung

Das Reet wird in Bündeln aufs Dach gelegt, mit Holzpflöcken werden die Bündel zur Seite hin stabilisiert. Mit einem Schlagbrett (sieht aus wie ein (Metall-)Spaten aus dem Garten werden die Bündel nach oben „geschlagen“. Eine Lattung hebt das alte Reet an, sodass das neue Reet drunter „geschlagen“ werden kann. Normal ist eine Reetdicke von 35 bis 50 Zentimeter (auf dem Dach).

Mit Drähten wird das Reet horizintal also längst zum Dach befestigt. Das Reet wird „festgeschnallt“ und mit kleineren Drähten noch einmal an dem länglichen Draht an einzelnen Stellen befestigt. Auch die Tatsache, dass das Reet in Bündeln verarbeitet wird, trägt dazu bei, dass das Reet „auf dem Dach bleibt“.

Das Dach wird von unten nach oben eingedeckt. Es entsteht eine schräge durchgehende Fläche am jeweiligen Reetende, die sich übers ganze Dach zieht und dem Reetdach seine typische, bekannte Form verleiht.

Ein Reetdach kann auf drei verschiedene Arten hergestellt und befestigt werden: geschraubt, genäht oder gebunden. Brandschutzplatten sind sinnvoll, die unter dem Reet montiert werden. Zudem ist eine Hinterlüftung des Reets von Vorteil, so kann es besser abtrocknen.

Reetdächer sollten eine Neigung von über 45 Grad aufweisen. So kann das Regenwasser gut abfließen. Normal wird dabei nur die oberste Schicht des Reetdachs vom Regen erfasst. Da eine Regenrinne fehlt, sollte das Schilfrohr einen Dachüberstand von mindestens 50 Zentimeter haben.

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