Dachformen – Zwerchdach
Bereits im späten Mittelalter wurden bereits Zwerchdächer in Hauskonstruktionen integriert. So finden sich solche Zwerchhäuser vor allem in Städten in denen schon damals ab dem 14. Jahrhundert mehr Speicherfläche benötigt wurde. Anschließend entwickelten sich die Zwerchdächer zierenden Zwerchhäuser zu einem charakteristischen Element der deutschen Architektur innerhalb der Renaissance. Besonders große Dachflächen wurden mit Hilfe von Zwerchdächern gegliedert.
So kamen Zwerchdächer häufig auf repräsentativen Gebäuden zum Einsatz. Verziert wurden die Zwerchdächer in dieser Zeit gerne mit Voluten, Gesimsen, Säuleneinstellungen und verschiedenen Fenstern. Doch auch heute noch werden viele Dachaufbauten von Ein- oder Mehrfamilienhäusern mit Zwerchdächern ausgeführt. Sie prägen und verändern das Dach des Hauses deutlich stärker als einfache Dachfenster oder Gauben und schaffen so deutlich mehr Raum.
Herkunft des Namens Zwerchdach
Zwerchdächer zählen zu den herkömmlichen Dachformen und ähneln einer Dachgaube, die meist in ein Hauptdach integriert wird. Der Name Zwerchdach stammt wohl von der Tatsache, dass mit dessen Aufbau ein zweiter Dachfirst am Haus entsteht – der First vom Hauptdach und der zweite First vom Zwerchdach. Der Zwerchdachfirst steht demnach quer zum First des Hauptdaches und ist kleiner, deshalb wird er als Zwerchfirst bezeichnet. Dennoch stammt der Name nicht etwa von seiner kleineren Dimension, sondern vielmehr von der Tatsache, dass „zwerch“ sowas wie „quer“ bedeutet.
Zwerchdächer waren in der moderneren Architektur der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zunehmend von moderneren Dachgauben abgelöst worden. Zwerchdächer wurden hier höchstens noch bei wenigen Villen oder Stadthäusern eingesetzt. Doch mittlerweile ist das Zwerchdach wieder zurück und wird von vielen Eigenheimbauern, sei es beim Ein- oder Zweifamilienhaus, als architektonisches Mittel zur Schaffung von Wohnraum und Lichteinfall eingesetzt.
Die Form und Bauweise des Zwerchdaches
Das Zwerchdach ist rein vom Aufbau her gesehen dem Kreuzdach sehr ähnlich. Das Zwerchdach schmiegt sich dabei stets an ein Hauptdach des Hauses – beispielsweise an ein Satteldach. Zwerchdächer werden heutzutage am häufigsten bei Satteldächern verwendet. Es zeichnet sich dabei dadurch aus, dass durch seinen Aufbau ein dritter Giebel am Haus entsteht.
Wird ein zweites Zwerchdach gesetzt sogar ein vierter Giebel. Dieser Giebel ragt jedoch nicht bis zum First des Daches hinaus, sondern endet davor. Wie hoch der Abstand von der Oberkante des Zwerchdaches zum Giebel des Hauptdaches ist, hängt davon ab wie viel Platz man im Inneren des Hauses schaffen möchte. Für den Aufbau eines Zwerchdaches eignen sich neben Satteldächern auch Walm- und Krüppelwalmdächer, Mansardendächer oder Tonnendächer mit ausreichender Krümmung.
Wichtig ist, dass das Zwerchdach aus einer geneigten Dachfläche heraustreten kann. Je nach Neigung des Hauptdaches und der Tiefe der Dachfläche muss das Zwerchdach entsprechend konstruiert werden.
Das Zwerchdach selbst wird wie das Hauptdach mit einem kleinen Dachstuhl versehen und erhält ebenso eine Dämmung sowie Ziegel als Dacheindeckung, meist in denselben Materialien wie das Hauptdach. Dies wird meist aus Gründen des einheitlichen Erscheinungsbildes auch so gehandhabt. Sollte das Zwerchdach jedoch eine zu flache Neigung aufweisen, so können auch Folie oder Blech als Deckmaterialien zum Einsatz kommen. Diese setzen es etwas in Kontrast zum Hauptdach.
Mehrwert und Vorteile des Zwerchdaches
Dem Zwerchdach kommen neben seinen nutzungstechnischen Mehrwert auch einige optische Vorteile zugute. So bildet es in erster Linie eine gestalterische Gliederung und Unterteilung des Hauptdaches. Es lockert mit seinen kleinteiligen und ergänzenden Aufbauten die Dachfläche des Hauptdaches auf und reduziert so seine „optische Schwere“.
So wird eine Art Auflockerung und gleichzeitige Gliederung des Hauptdaches erreicht und ein stimmiges und ansprechendes Gesamtbild erzeugt. Zudem können hier auch gezielte Akzente in Formgebung, Dimension und Eindeckung gesetzt werden.
Die Vorteile im Haus selbst sind neben einer höheren Raumhöhe und einer daraus resultierenden besseren Nutzbarkeit auch eine deutlich bessere Belichtung der betreffenden Räume. Zudem sind normale Fassadenfenster einsetzbar. Zudem werden Teile der Dachschräge durch gerade Wände ersetzt, was es deutlich einfacher macht den Raum zu möblieren.